
Nachrichtenmaterial
Bedeutung für die Meinungsvielfalt
Die Rundfunkfreiheit dient der freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung. Diese setzt eine umfassende und wahrheitsgemäße Information voraus. Eine Marktkonzentration auf den vorgelagerten Märkten für die Beschaffung von Nachrichtenmaterial kann potenziell die Informationsfreiheit gefährden. Monopole im Informationssektor begünstigen die Verbreitung von „uniformen“ Informationen. Dagegen ist die in Art. 5 Abs. 1 Satz 2 des Grundgesetzes garantierte Rundfunkfreiheit auf plurale Informationsvermittlung gerichtet. Um vorherrschender Meinungsmacht vorzubeugen, bedarf es daher ausreichender Vorkehrungen gegen Informationsmonopole. Gefahren für die Meinungsvielfalt können sich u. a. aus einer Konzentration im Bereich der Nachrichtenquellen, der Integration von Nachrichtenagenturen und Fernsehsendern, der Weiterverbreitung vorgefertigter Nachrichtenberichte durch eine Vielzahl von Medien und der koordinierten Verwertung von Nachrichtenbeiträgen innerhalb von Sendergruppierungen ergeben. Die Chance auf plurale Informationsvermittlung ist größer, wenn voneinander unabhängige Unternehmen in diesem Bereich tätig sind.
Fernsehen als Nachrichtenquelle
Den Nutzern stehen aktuell mehr Inhalte, Anbieter, und Trägermedien denn je zur Verfügung, um sich über das aktuelle Nachrichtengeschehen in der eigenen Region, in Deutschland und in der Welt zu informieren. Zunehmende Bedeutung als Nachrichtenquelle erlangt das Internet, das insbesondere über soziale Medien den Kontakt zu Nachrichteninhalten vermittelt. Intermediäre spielen dabei eine zentrale Rolle. Fast jeder zweite nutzt täglich Suchmaschinen, soziale Netzwerke und Instant-Messenger-Dienste, um sich über das Zeitgeschehen zu informieren. Google ist dafür in allen Altersklassen meistgenutzter Intermediär, gefolgt von YouTube, Facebook und Instagram (vgl. Studie 2021-I Intermediäre und Meinungsbildung der Landesmedienanstalten). Dem Fernsehen kommt als einer der Hauptquellen für Informationen über Ereignisse in der Politik und Zeitgeschehen aber weiterhin ein hohes gesellschaftliches Einflusspotential zu.
Wachsende Bedeutung der Internet-Angebote
Den Nachrichten- und Informationsangeboten der Fernsehsender erwächst im Internet Konkurrenz durch Online-Portale sowie Online-Auftritte von Zeitungen, Zeitschriften und Hörfunksendern. Diese stellen neben Textangeboten zunehmend auch Video-News zum Abruf bereit. Der Bedeutungszuwachs des Internets als Informationsquelle spiegelt sich in der Vielseitigkeit des Angebots. Neben der Präsentation von Meldungen durch Medien und Agenturen im Internet gehören hierzu auch die Angebote von Suchmaschinen und News Aggregatoren, die den Zugang zu Nachrichten vermitteln, aber auch soziale Netzwerke und Microblogging-Dienste, deren Nutzer Inhalte in Form von Blogs, Videosequenzen und (Handy-)Fotos selbst erstellen („User generated Content“). Insbesondere die von Politikern und sonstigen Personen der Zeitgeschichte erstellten und über Facebook, Instagram, Twitter etc. verbreiteten Inhalte werden häufig von den Medien aufgegriffen. Die Möglichkeit, in Echtzeit Informationen über Internetkanäle zu verbreiten, setzt Agenturen und Medienunternehmen unter verstärkten Aktualitätsdruck.
Nachrichtenagenturen
Als Bezugsquellen der Fernsehsender für Informationen und Nachrichtenmaterial kommen u. a. nationale und internationale Korrespondentennetze, Nachrichtenagenturen, Programmaus-tauschsysteme (z. B. EBU, ENEX), Kooperationen mit anderen Veranstaltern und der Bezug kompletter Nachrichtensendungen von externen Anbietern in Betracht. Eine besonders wichtige Rolle für die tagesaktuelle Berichterstattung in den Medien spielen die Nachrichtenagenturen, die Informationen über aktuelle Ereignisse sammeln und als Text, Bild, Ton und Video für die Medien aufbereiten. Sie entscheiden als Gatekeeper, über welche Ereignisse in welcher Intensität berichtet wird; ihnen kommt insofern bei der Nachrichtenvermittlung eine Schlüsselstellung zu. Agenturmeldungen sind zudem Ausgangspunkt für Recherchen und Berichte von Redakteuren und Korrespondenten. Je nach Auswahl und Grad der weiteren Verarbeitung, Ergänzung und Einordnung durch die unterschiedlichen Medien kann so der Eindruck von vielfältigen oder uniformen Informationen entstehen. Ob eine Meldung gegenrecherchiert und ergänzt oder mehr oder weniger unverändert übernommen wird, hängt dabei in der Regel von der Bedeutung des Themas und den Kapazitäten des jeweiligen Nachrichtenmediums ab. Recherche und Verifizierung werden in der Informationsflut der (auch) über das Internet vermittelten Nachrichten immer wichtiger.
Die Nachrichtenagenturen sind von der zunehmenden Konkurrenz durch Informationsangebote im Internet sowie durch rückläufige Auflagenzahlen bei ihren Hauptkunden, den Tageszeitungen, betroffen. Die Agenturen versuchen daher, die Betreiber der neuen digitalen Plattformen als Kunden zu gewinnen und entsprechende multimediale Pakete anzubieten. Mit Rücksicht auf den mobilen Nachrichtenkonsum werden verstärkt kurze Nachrichtenbeiträge produziert. Der Markt für deutsche Nachrichtenagenturdienste gilt als hart umkämpft. Marktführer ist die dpa.
Stand: 2022-06