Fernsehnutzung

Das Fernsehen ist nach wie vor das meistgenutzte und meinungsrelevanteste Medium. Die Sehdauer ist auf hohem Niveau relativ stabil. Allerdings gewinnen Bewegtbildangebote im Internet in allen Altersgruppen an Bedeutung.

Nach Angaben der AGF Videoforschung betrug im Jahr 2021 in der Gesamtbevölkerung (ab 3 Jahren) die durchschnittliche tägliche Sehdauer 213 Minuten (2020: 220 Minuten; 2019: 211 Minuten). Eine durchschnittliche Verweildauer der TV-Seher von 321 Minuten pro Tag (2020: 323 Minuten; 2019: 319 Minuten) und eine Tagesreichweite des Fernsehens von 70,3 Prozent (2020: 72,0 %; 2019: 69,8 %) bei den Zuschauern ab 14 Jahren belegen die intensive TV-Nutzung. Alle TV-Nutzungswerte lagen im Jahr 2021 über dem Vorkrisen-Niveau von 2019. Allerdings wurden die Höchststände von 2020 nicht mehr erreicht.

Entwicklung der TV-Sehdauer

Zuschauer ab 3 Jahren, pro Tag/Person, in Minuten, Quelle: AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK.

Die Sehdauer gibt an, wie lange im Durchschnitt eine Person im Panel innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls ferngesehen hat. In diesen Durchschnittswert gehen alle Panelmitglieder ein, gleichgültig, ob sie tatsächlich ferngesehen haben oder nicht.

Entwicklung der TV-Verweildauer

Zuschauer ab 14 Jahren, pro Tag, in Minuten. Quelle: AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK.

Die Verweildauer gibt die Sehdauer bezogen auf die Personen an, die tatsächlich ferngesehen haben.

Entwicklung der TV-Reichweite

Zuschauer ab 14 Jahren, pro Tag, in Prozent. Quelle: AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK.

Die Tagesreichweite ist der Anteil der TV-Seher an der Gesamtbevölkerung an einem durchschnittlichen Wochentag. Der Begriff Seher beschreibt das Potenzial der Nutzer einer Sendung mit einer Mindestnutzungsbedingung von einer Minute konsekutiv.

Die relative Stabilität der Fernsehnutzung hängt erheblich mit der sehr hohen Fernsehnutzung der über 50-Jährigen zusammen. Im Jahr 2021 wurden in dieser Altersgruppe 336 Minuten pro Tag ferngesehen, in 2020 waren es 335 Minuten täglich. Das sind mehr als 5,5 Stunden Fernsehkonsum pro Tag. Im Gegensatz dazu schauten die 14- bis 49-Jährigen im Jahr 2021 nur noch 121 Minuten pro Tag klassisches Fernsehen – und damit 16 Minuten weniger als 2020. Zwischen 2014 und 2021 ging bei den unter 50-Jährigen eine Stunde Fernsehnutzungszeit verloren (2014: 181 Minuten/Tag; 2021: 121 Minuten/Tag). In der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen ist diese Entwicklung noch extremer. Im Jahr 2014 betrug die tägliche TV-Sehdauer 124 Minuten, 2021 waren es nur noch 62 Minuten – ein Rückgang um 50 Prozent in sieben Jahren. Die junge Generation schaut inzwischen mehr als doppelt so viel Internetvideos als Fernsehen. Wie sich der Rückgang der linearen Fernsehnutzung in den nächsten Jahren aufgrund der demographischen Entwicklung gestalten wird, bleibt abzuwarten.

Entwicklung der TV-Sehdauer nach Altersgruppen 2010 bis 2020

pro Tag/Person, in Minuten; Quelle: AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK: deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren

Programmangebot

Das bundesweite Programmangebot ist sehr vielfältig. Zum 31. Dezember 2021 waren in Deutschland 209 private Fernsehprogramme mit bundesweiter Zulassung auf Sendung (2020: 202). Weitere 25 Programme verfügten zwar über eine Sendelizenz, hatten jedoch den Sendebetrieb noch nicht aufgenommen oder wieder eingestellt. Das Angebot an TV-Programmen nimmt stetig zu. Wurden in der Vergangenheit vor allem neue Pay-TV-Programme gestartet, sind es derzeit vor allem Streaming-Anbieter, die Rundfunkzulassungen beantragen. 
Im Privat-TV-Bereich waren zum Jahresende 2021 11 Vollprogramme sowie 91 Free-TV- und 107 Pay-TV-Spartenprogramme auf Sendung. Das öffentlich-rechtliche Programmangebot umfasst insgesamt 21 Programme. Des Weiteren sind diverse Teleshoppingsender, Programme mit einer ausländischen Lizenz sowie mehr als 200 regionale und lokale Fernsehprogramme zu empfangen. Einen aktuellen Überblick über das TV-Programmangebot in Deutschland gibt die Mediendatenbank.

Entwicklung des bundesweit empfangbaren privaten TV-Angebots

Quelle: KEK, Stand jeweils 31.12.

Zuschaueranteile

Im Jahr 2021 haben die öffentlich-rechtlichen Programme in ihrer Gesamtheit die 50-Prozent-Zuschaueranteilsmarke überschritten: Sie erreichten einen kumulierten Zuschauermarktanteil von 50,9 Prozent, was u. a. auf die Fußball-Weltmeisterschaft zurückzuführen ist. Auf die privaten Programme entfiel 2021 ein gemeinsamer Zuschauermarktanteil von 49,1 Prozent.

Das meistgesehene Programm war das ZDF mit einem Zuschaueranteil von 14,7 Prozent. Auf das Erste Programm der ARD entfielen 12,1 Prozent und auf die Dritten Programme der ARD insgesamt 13,7 Prozent der Zuschaueranteile. Die beiden meistgenutzten privaten Programme RTL und SAT.1 erreichten im Jahresdurchschnitt 2021 Zuschaueranteile von 7,2 Prozent bzw. 5,2 Prozent. Daneben gehörten VOX mit einem Zuschaueranteil von 4,5 Prozent, ProSieben mit 3,7 Prozent, Kabel Eins mit 3,2 Prozent und RTL ZWEI mit 2,5 Prozent zu den zuschaueranteilsstärksten Programmen im deutschen Fernsehmarkt.

Zuschaueranteile 2021

Quelle: AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK, Zuschauer ab 3 Jahren, in Prozent

Zuschaueranteile Kreisdiagramm

Zuschaueranteile Tabelle

Werden die Programme ihren jeweiligen Sendergruppen zugerechnet, dominiert der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit einem Zuschaueranteil von insgesamt 50,9 Prozent im Jahresdurchschnitt 2021. Die der RTL Mediengruppe zuzurechnenden Programme erreichten einen gemeinsamen Zuschaueranteil von 21,1 Prozent und die Programme der ProSiebenSat.1-Gruppe 16,2 Prozent. Auf alle anderen Programme entfiel ein Zuschaueranteil von insgesamt 12,0 Prozent.

Entwicklung der Zuschaueranteile der Sendergruppen

Quelle: AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK, Zuschauer ab 3 Jahren, in Prozent; eigene Darstellung

Bei Betrachtung der Zuschaueranteilsentwicklung der Programme und Veranstaltergruppen über einen längeren Zeitraum hinweg wird deutlich: Die Programme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks werden immer intensiver genutzt, wohingegen die Privaten – mit Ausnahme kleinerer Zielgruppensender – kontinuierlich an Zuschaueranteilen verlieren. Diese Entwicklung korreliert mit dem TV-Nutzungsverhalten, abhängig vom Alter. In der Altersgruppe ab 50 Jahren wird immer mehr ferngesehen, während die unter 50-Jährigen sich zunehmend vom traditionellen Fernsehen abwenden und stattdessen Internetvideos schauen. Die Hauptnutzer der öffentlich-rechtlichen Programme sind ältere Bevölkerungsgruppen, die Jüngeren bevorzugen das Privatfernsehen. So verwundert es nicht, dass auch die beiden großen privaten Sender RTL und SAT.1 erhebliche Zuschaueranteilsverluste hinnehmen müssen: Während SAT.1 im Jahr 2010 einen Zuschaueranteil von 10,1 Prozent erreichte, waren es 2021 nur noch 5,2 Prozent (-4,9 Prozentpunkte). RTL verlor im selben Zeitraum 6,4 Prozentpunkte, der Zuschaueranteil ist von 13,6 Prozent (2010) auf 7,2 Prozent (2021) gesunken.