Typisches Kino-Inventar symbolisiert den Bereich Ficion: Handkamera, Filmrollen, Regieklappe, Popcorn, 3-D-Brille.

Fictionrechte

Bedeutung für die Meinungsvielfalt

Für die Meinungsbildung sind neben Nachrichtensendungen und politischen Magazinen auch Formate wie Unterhaltungssendungen, Fernsehfilme, Serien und Sportberichterstattung relevant. Fiktionale Programminhalte stellen dabei, sowohl was den Umfang des Programmangebots als auch was die Programmnutzung angeht, ein wichtiges TV-Segment dar.

Steigende Nachfrage nach Bewegtbild-Inhalten durch Online-Plattformen

Durch die steigende Anzahl von digitalen Fernsehsendern und Plattformen wächst auch die Nachfrage nach Bewegtbild-Inhalten. Als Inhalte-Anbieter treten Produzenten von Kino- und Fernsehproduktionen, Rechtehändler und zum Teil auch Fernsehveranstalter bzw. die mit ihnen verbundenen Rechtehandelseinheiten auf. Auf der Nachfrageseite konkurrieren neben den klassischen Fernsehveranstaltern Video-on-Demand-Plattformen wie Netflix, Amazon, Apple+ und Disney+ aber auch Netzbetreiber wie Vodafone und die Deutsche Telekom um die Inhalte. Mit der zunehmenden Plattformkonkurrenz steigt auch der Bedarf an exklusiv vergebenen Nutzungsrechten. Die Plattformen agieren daher nicht mehr bloß als Abnehmer für fiktionale Inhalte im Rahmen der Verwertungskette, sondern produzieren zunehmend Inhalte selbst bzw. lassen sie im Wege der Auftragsproduktion erstellen. Dabei arbeiten sie auch mit Produktionsunternehmen in lokalen Märkten zusammen. Durch die Investitionen der VoD-Plattformen in attraktive fiktionale Inhalte geraten insbesondere die klassischen Pay-TV-Veranstalter unter Druck und steigen ebenfalls zunehmend in die Inhalteproduktion ein.

Produktion und Rechtehandel

Produktion und Rechtehandel zählen zu den medienrelevanten verwandten Märkten, die in die medienkonzentrationsrechtliche Prüfung einzubeziehen sind. Für Fernsehveranstalter kann eine Verflechtung mit Produktionsunternehmen und Rechtehändlern u. a. den Vorteil eines direkten und exklusiven Zugangs zu attraktiven Programminhalten bieten. Auch die Streaming-Plattformen gründen Produktionsunternehmen oder beteiligen sich an solchen, um sich den Zugriff auf exklusive Inhalte zu sichern. Umgekehrt versuchen Produzenten und Rechtehändler, ihre Marktmacht mit Hilfe eigener Abspielkanäle zu festigen.

Verflechtungen von Produktionsunternehmen mit TV-Sendern und Streaming-Diensten

Der Film- und Fernsehproduktionsmarkt in Deutschland ist von einer Vielzahl von Anbietern geprägt und sehr kleinteilig strukturiert. Die Marktstrukturen sind weitgehend intransparent, konkrete Marktanteile schwer zu ermitteln. Sofern die im Produktionsmarkt aktiven Unternehmen Umsatzzahlen veröffentlichen, so umfassen diese häufig als Konzernumsätze weitere Geschäftsbereiche wie Kinofilmproduktion, Verleih, Rechtehandel und technische Dienstleistungen oder zielen auf den internationalen Markt. Studien belegen jedoch, dass einige wenige Unternehmen einen Großteil der Produktionsumsätze und des Produktionsvolumens in Deutschland auf sich vereinigen, die zu einem bedeutenden Teil mit Fernsehveranstaltern unmittelbar verflochten sind. So zählen die UFA-Gruppe der RTL Group sowie die Produktionsunternehmen der öffentlich-rechtlichen Sender (u. a. Studio Hamburg, Bavaria und ZDF Enterprises) zu den größten Produktionsunternehmen im deutschen Markt. 

Eher selten sind Fälle, bei denen Produzenten einen traditionellen Fernsehsender gründen oder sich an einem solchen beteiligen. Grund hierfür ist, dass der Betrieb von Distributionskanälen zusätzliche Kapazitäten im Bereich der Sendeablauforganisation und des Endkundenmarketings erfordert, über die selbst große Produktionsunternehmen häufig nicht verfügen. Zudem ist für die Fernsehveranstaltung ein umfangreicher Rechtestock erforderlich. Da deutsche Auftragsproduzenten nach dem herkömmlichen Vertragsmodell selten selbst die Rechte an ihren Produktionen halten, verfügen sie in der Regel nicht über einen ausreichenden Programmbestand, um einen Fernsehsender auszustatten. 

Anders stellt sich dies für die großen Hollywood Studios und ihre Konzernverbünde dar: So haben u. a. NBC Universal, Disney und WarnerMedia in Deutschland über Tochterunternehmen eigene TV-Sender gegründet, die aus dem Programmportfolio der konzernzugehörigen Studios gespeist werden. Das klassische Pay-TV hat dabei jedoch an Bedeutung verloren. Zunehmend nutzen die Hollywood Studios eigene Streaming-Dienste als Abspielstation. Den Produktionen der sogenannten Major Studios wird ein besonders hoher Wert beigemessen. Als die „Big Five“ gelten die Studios 

  • Warner Bros.
  • Walt Disney/Twentieth Century Studios
  • Universal Studios
  • Sony Pictures und
  • Paramount. 

Rechtehandel

Der Produktion von Programminhalten nachgelagert ist die wirtschaftliche Nutzung durch den Rechtehandel. Den Handel mit Programmlizenzen übernehmen in Deutschland zum einen nationale und internationale Rechtehändler. Zum anderen vertreiben Film- und Fernsehproduzenten ihre Vermarktungs- und Nutzungsrechte direkt. Auch die Veranstalter haben zum Einkauf fremder oder zur Vermarktung eigener Produktionen eigene Rechtehandelsunternehmen gegründet. Die vertikal integrierten Sender können von der Programmbibliothek der zu ihrer Unternehmensgruppe gehörenden Rechtehandelsunternehmen profitieren.  Der Markteintritt der Streaming-Dienste hat dabei die klassische Wertschöpfungskette für Hollywood-Produktionen mit der Abfolge von Kinoverwertung, Home Entertainment (DVD/Blu-ray, Electronic-Sell-Through, VoD), Pay-TV- und Free-TV-Ausstrahlung durchbrochen. Durch die neuen Vermarktungsstrategien der Hollywood Studios – die Gründung eigener Streaming-Dienste und den Abschluss von Exklusivverträgen mit Streaming-Diensten – fallen die Fernsehsender zunehmend aus der klassischen Wertschöpfungskette heraus.

Rechtehandelsunternehmen

Der Markt des Rechtehandels ist weitgehend intransparent. Umsätze werden auf unterschiedlichen Wertschöpfungsstufen erzielt, die Vermarktung im In- und Ausland betrieben, Programmkataloge nach der Anzahl der Titel oder Stundenvolumen beziffert. Neben internationalen Rechtevermarktern der großen amerikanischen Medienkonzerne sind auf dem deutschen Markt u. a. aktiv:

  • die LEONINE Gruppe (KKR)
  • die Beta Film GmbH (Jan Moijto und Familie)
  • die FremantleMedia-Gruppe (RTL Group)
  • Red Arrow (ProSiebenSat.1)
  • Constantin Film (Highlight Communications)
  • ZDF Enterprises
  • Degeto (ARD).
  • die StudioCanal-Gruppe (Vivendi) 
  • Telepool (Will Smith/Elysian Fields AG).

Stand: 2022-06